— 01.04.2021
Wichtige Tipps: So fahren Sie auch zu zweit sicher mit dem Motorrad
Beim Motorradfahren ändert sich viel, wenn hinten ein Sozius sitzt. AUTO BILD gibt Tipps, wie die Bike-Tour mit Beifahrer zum sicheren Genuss wird.
1. Der Sozius-Eignungscheck fürs Motorrad
Zum Offensichtlichen: Das Motorrad muss für den Soziusbetrieb ausgelegt sein. Das setzt erst mal eine passende Sitzgelegenheit für den Beifahrer voraus. Damit scheiden schon einige Bobber-Versionen von aktuell beliebten Retro-Bikes aus, denn sie setzen auf Einzelsitze. Verfügt das Bike über einen zweiten Sitz, sollte der bequem und rutschfest sein und eine angenehme Sitzposition mit nicht allzu stark angewinkelten Knien ermöglichen. Was sich für den mit Beschleunigen, Bremsen, Kuppeln und Schalten beschäftigten Fahrer perfekt anfühlt, kann für den weitgehend passiven Sozius nach einigen Kilometern zur Tortur werden. Das gilt etwa für asymmetrisch angeordnete Fußrasten oder eine minimale Sitzpolsterung auf dem Heck eines Supersportlers. Eigene Haltegriffe für den Beifahrer sind nicht unbedingt notwendig, weil sich der Sozius primär am Fahrer festhalten sollte, aber sie sind kein Nachteil. Im Idealfall hat die Maschine ein einstellbares Fahrwerk, das das zusätzliche Gewicht und die veränderte Fahrdynamik abbilden kann.
2. Die Vorbereitung von Bike, Fahrer und Beifahrer
Die Vorbereitung für eine Motorradtour zu zweit sollte einige Zeit vor dem Start beginnen. Speziell unerfahrene Beifahrer neigen dazu, großen Respekt vor dem Motorradfahren zu haben. Beteuerungen wie “Ich fahre auch ganz langsam” helfen da oft nicht weiter. Stattdessen sollten dem Neuling im Sattel die Technik und Dynamik der Maschine sowie das eigene Fahrverhalten nähergebracht werden. Einseitige oder gegenseitige Bedenken spricht man am besten offen an und macht beispielsweise Zeichen für “Alles OK” oder “Zu schnell” aus. Dass der Sozius dem gleichen Unfallrisiko ausgesetzt ist wie der Fahrer und daher über die gleiche Sicherheitskleidung verfügen sollte, versteht sich von selbst.
*Preise: Stand 12.01.2021
3. Das richtige Verhalten an Bord
Die gemeinsame Fahrt sollte von Rücksicht auf die Bedürfnisse des anderen und Kommunikation geprägt sein. Klar, am einfachsten lässt es sich mit Hilfe einer Sprechanlage zwischen den Helmen kommunizieren. Doch auch beim Stopp an der Ampel und per Handzeichen lässt sich einiges klären. Der Fahrer sollte sanft anfahren und sachte abbremsen, damit der Beifahrer keinen Schrecken bekommt. Außerdem sinkt so die Wahrscheinlichkeit, dass die Helme aneinanderknallen. Der eine Arm des Beifahrers gehört um den Bauch des Fahrers oder wahlweise die Hand an seine Hüfte. So kann sich der Sozius festhalten und der Fahrer spürt den Passagier beim Beschleunigen. Die zweite Hand des Beifahrers kann an der anderen Hüfte des Fahrers platziert werden. Ihre Stellung sollte jedoch die Option bieten, sich bei scharfem Bremsen vor dem Fahrer am Tank abzustützen.
4. Die No-Gos während des Ausflugs zu zweit
Beteuerungen passen zur genussvollen Motorradtour zu zweit genauso wenig wie Beschwichtigungen. Der Beifahrer sollte unabhängig von seiner Erfahrung mitfahren wollen und dem Fahrer vertrauen. Dieses Vertrauen gilt es während der Fahrt zu stärken und nicht durch plötzliche Aktionen wie wilde Überholmanöver aufs Spiel zu setzen. Genauso tabu wie Überholen auf Tuchfühlung sind hohe Geschwindigkeiten und heftige Schräglagen. Sieht man sich in Foren um, tauchen immer wieder 160 km/h als maximaler Topspeed zu zweit auf. Dafür braucht man aus der Sicht von AUTO BILD allerdings schon einiges an Sozius-Erfahrung. In die Schräglage sollten sich Fahrer und Beifahrer am besten gemeinsam hineintasten. Doch es gibt Grenzen. Das Knie sollte auf keinen Fall in Richtung Asphalt streben. Am Ende liegt es am Fahrer, den Beifahrer auf Unebenheiten im Asphalt hinzuweisen. Er muss mit Schlaglöchern genauso umgehen wie der Fahrer, kann sie aber vermutlich nicht sehen.
5. Was man sonst noch beachten sollte
Neben ausgiebiger Kommunikation stehen regelmäßige Pausen ganz oben auf der Prioritäten-Liste für die Ausfahrt mit Beifahrer. Kurzes Strecken von Armen und Beinen beim Ampelstopp reicht nicht aus. Stattdessen lieber ein schönes Ziel aussuchen, die Maschine parken und gemeinsam ein paar Schritte gehen. Wer mag, kann auch ein bisschen Gymnastik machen. Entlang vieler Ausflugsstrecken gibt es gastronomische Angebote, die sich auf die Zielgruppe auf zwei Rädern spezialisiert haben. Welche dieser Lokale zu Corona-Zeiten wie geöffnet haben, sollte allerdings vor der Fahrt gecheckt werden. Die Distanzen zwischen zwei Stopps wachsen am besten mit der Erfahrung des Beifahrers. Während ein Neuling schon nach 50 Kilometer ächzen könnte, beschwert sich der abgebrühte Sozius vielleicht, gar nichts von der Fahrt gehabt zu haben. Zum Schluss noch eine Empfehlung für Motorradfahrer, die es mit Sozius-Neueinsteigern zu tun haben: Üben Sie vor der ersten großen Tour gemeinsam mit dem Motorrad auf einem ruhigen Parkplatz!